Teil 1 – Mainz bis Trier
Tag 1 – 18.03.2014 – Budenheim (11km)
12:20 Uhr kam mein Zug in Mainz an, ich stieg aus und: Regen.
Nun machte ich mich auf den Weg zum Dom, dort wo die zweite Etappe im Herbst 2013 geendet hatte. In der Dom-Information bekam ich den ersten Stempel der vor mir gelegenen langen Reise und machte mich dann auf den Weg raus aus Mainz. In Richtung Gonsenheim.
Keine Stunde später stand ich in einem Wohngebiet und wusste nicht mehr, wo ich war, trotz Karte. Etwa 20 Meter vor mir stand ein DHL-Wagen und so fragte ich den Fahrer, ob er mir weiterhelfen könnte. Leider kannte er keinen direkten Weg nach Gonsenheim, gab mir aber eine grobe Wegbeschreibung. Mit dieser Hilfe kam ich nach Gonsenheim und anschließend über einen Trail-Running-Weg quer durch einen Wald nach Budenheim. Mein Hotel befand sich zum Glück gleich am Waldrand, sodass man es nicht übersehen konnte. Abends trank ich in der Gaststätte gegenüber noch ein Bier und legte mich dann gut gelaunt zu Bett.
Das war nun der erste Tag meiner bevorstehenden langen Reise, elf Kilometer waren es ja nur.
Tag 2 – 19.03.2014 – Bingen (25km)
Wegen der Buchung der vergangenen Nacht über Hotel.de hatte ich leider kein Frühstück dabei, also packte ich meinen Rucksack zusammen, checkte aus und lief durch Budenheim hindurch bis zum Rhein. Kurz vor einer Straßenkreuzung hörte ich hinter mir ein freundliches „Buen Camino“ rufen. Ich drehte mich rum, sah aber niemanden. Weder auf den Fußweg noch jemanden aus einem Fenster schauen. „War das etwa eine Halluzination?“ An der besagten Kreuzung fand ich eine nette Bäckerei, hier genehmigte ich mir ein kleines Frühstück. Eine heiße Schokolade und ein belegtes Brötchen mussten reichen.
Anschließend ging es 24 Kilometer fast nur am Rhein entlang bis nach Bingen.
In Ingelheim-Nord, etwa auf der Hälfte der Strecke machte ich eine Mittagspause, von hier aus waren es dann auch nur noch zwölf Kilometer bis Bingen.
Kurz vor der Stadt führte der Weg über einen Campingplatz und schließlich noch 5km über einen asphaltierten Radweg direkt ins Stadtzentrum.
Vorbei am Rhein-Nahe-Eck, hier hatte ich einen sehr schönen Blick auf die umliegenden Berge, den Rhein und die Nahe, lief ich zum Hotel auf der anderen Seite der Nahe.
14 Uhr stand ich dann vor meinem Hotel, leider geschlossen. Ich rief die angegebene Handynummer an. Die Betreiber waren gerade im Baumarkt und sagten mir: „Wir sind in etwa einer Stunde da!“
Am frühen Abend besuchte ich dann noch eine gute Freundin.
Tag 3 – 20.03.2014 – Rheinböllen (25km)
Nach einem hervorragenden Frühstück brach ich auf. Wieder auf der anderen Seite der Nahe führte mich der Weg hoch zur Burg Klopp, dann ging es wieder über eine Brücke zurück und raus aus Bingen, Richtung Weiler bei Bingen.
Kurz hinter dem Stadtausgang, auf einem Waldweg gelegen, begann auch offiziell der Ausoniusweg, welcher hier parallel mit dem Jakobsweg verlief. Man sah hier also das Zeichen für den Ausoniusweg und die bekannte gelbe Jakobsmuschel fast immer im Paar. Ab und zu sah ich auch wieder einen gelben Pfeil. Ich dachte, die gibt es nur in Spanien. „Oder war waren dies gar keine Wegmarkierungen?“
Der Ausoniusweg war früher eine römische Straße, welche von Trier nach Bingen führte. Seit einigen Jahren ist die Strecke als Wanderweg freigegeben und wird seit 2013 auch Hunsrücker Jakobsweg genannt.
Durch einen Wald hindurch führte der Weg bergauf nach Weiler. Am Ortsausgang fand ich dann keine Wegweiser oder sonstige Hinweisschilder mehr. Zum Glück fuhr gerade ein Anwohner aus seiner Garage, so konnte ich nachfragen. Dieser verwies mich über die Landstraße nach Budenhag und tatsächlich, nach einem guten Kilometer tauchte am Straßenrand wieder ein Pfeil mit Muschel auf.
Kilometerlang folgte ich nun der Landstraße nach Budenhag und dann wieder durch den Wald hinauf zur Lauscherhütte. Ein guter Platz um Pause zu machen. Hier kam ich mit einem älteren Paar ins Gespräch.
Zusammen waren die beiden schon sehr viel rumgekommen und er war auch schon auf den Jakobsweg durch Frankreich gewandert (von Gent über die Via Gebennensis nach Le-Puy und weiter über die Via Podiensis bis an die Pyrenäen).
Beim Bezahlen fragte mich der Kellner:
„Wanderst du den Ausoniusweg?“
Ich: „Auch und dann von Trier aus weiter bis nach Santiago in Spanien.“
Er: „Wie viel Zeit hast du?“
Ich: „Bis Ende Juni.“
Er: „Sollte reichen, wir hatten letztes Jahr welche hier gehabt, die haben sich 16 Wochen Zeit genommen. Möchtest du einen Stempel?“
Ich: „Gerne, wenn Ihr einen habt?“
Er: „Ich treib dir mal einen auf.“
Er gab mir einen Stempel in den Pilgerpass und ich machte mich auf die letzten zehn Kilometer bis nach Rheinböllen.
Über teilweise befestigte Wege, vorbei an neugebauten Windrädern, kam ich nach Dichtelbach und von hier über einen unbeschilderten Feldweg nach Rheinböllen.
Seit dem in Bingen die gelben Pfeile angefangen haben, kommt mir mein Jakobsweg von 2012 wieder in den Sinn und erstaunlicherweise, mit sehr vielen, fast vergessenen, Details.
Tag 4 – 21.03.2014 – Kirchberg (27km)
Die ersten 13 Kilometer brachten mich an diesem Tag, nach einen guten reichhaltigen Frühstück, von Rheinböllen nach Simmern.
Nach einer kleinen Pause schlug nicht nur das Wetter zum Schlechten um, sondern auch meine Laune, es fing an zu regnen. So kam auch mein Poncho, dass erste Mal zum Einsatz. Naja, nachdem ich ihn erst in einer verfallenen Schutzhütte richtig anziehen konnte, weil es auch noch richtig stark windete.
Über Felder und Waldwege kam ich an eine kleine Asphaltstraße und sah keinen Pfeil oder Schild mehr. „Wo war ich?“
Ich lief erst ein Stück nach links Richtung Wald, auch hier gab es keine Wegweiser o.ä. also wieder zurück und nach rechts Richtung Dorf, nur welches? Auf meiner Karte hatte ich drei zur Auswahl.
Am Ortsausgang klärte sich alles, ich war etwas unfreiwillig in Schönborn gelandet. Zwar kein Umweg, aber es hätte auch nicht sein müssen. Nun wusste ich aber wieder, wo ich war und konnte über einen Feldweg nach Rödern laufen. Hier tauchten schließlich auch wieder Schilder für Ausonius- und Jakobsweg auf. Diese schickten mich über die Landstraße nach Kirchberg. Die letzten Kilometer auf der Landstraße waren nicht so berauschend, denn meine Beine wurden langsam schwer und ich schleppte mich nur noch so hin.
Am folgenden Tag sollte das Wetter noch schlechter werden: „Regen den ganzen Tag“ und das bei ca. 32 Kilometern, fünf mehr auf an diesem Tag, also ca. anderthalb Stunden mehr.
Am Abend saß ich im Gastraum des Hotelrestaurants und die Betreiberin fragte mich ein wenig über die Reise aus. Ich frage mich nur seit drei Tagen: „Warum?“
Tag 5 – 22.03.2014 – Gonzerath (31km)
Von Kirchberg bis Hochscheid ging es weiter, wie es am Vortag aufgehört hatte, auf der Landstraße. Es folgte ein schönes Stück durch den Wald bis zum Archäologiepark Belgnium.
Etwas abweichend von Ausoniusweg machte ich dann einen Abstecher nach Gonzerath zu meinem heutigen Gasthaus. In der letzten halben Stunde fing es dann leider doch noch an, wie aus Eimern zu regnen. Den ganzen Tag sah ich zwar Wolken, aber es regnete nicht, nun doch noch.
Durch diesen Regen wurde der letzte Abschnitt des Weges zu einen Schlamm-Matsch-Gemisch, so sahen dann auch meine Schuhe aus.
Am späten Nachmittag reinigte ich diese dann und sah dabei farbige Punkte auf der Sohlenunterseite.
War dies ein Zeichen dafür, dass die Schuhe abgelaufen sind? Mal sehen, wie lange die noch durchhalten.
Abends kam ich in der Gaststätte mit einem netten Herrn ins Gespräch, Gerd-Nicolaus. Wir sprachen über Wandern und den Jakobsweg, er war von meinen Vorhaben hellauf begeistert. Auch verabredeten wir uns für in drei bis zehn Jahren wieder hier.
Tag 6 – 23.03.2014 – Fell (35km)
Raus aus Gonzerath verlief ich mich und schlug mich quer über ein Feld zur nächsten Landstraße durch. Hier fand ich durch Zufall wieder einen Wegweiser von Jakobsweg und folgte diesem.
Durch einen Wald führte mich dieser bergab nach Haag und anschließend wieder steil bergauf nach Gräfendhorn. Auf dem nun folgenden Wegabschnitt fand ich ein Schild, auf dem stand, dass der Ausoniusweg zusammen mit dem Jakobsweg über Berglicht verlegt wurde. Aus meiner Sicht ein Umweg von mindestens zwei km, aber ich hatte ja keine andere Wahl, also mehr laufen.
Hinter Berglicht, (wieso der Weg über dieses kleine Dorf ging, weiß ich bis heute nicht), lief ich durch einen Wald hindurch und an etwa fünf Weg Abzweigungen, ohne Beschilderung bzw. Markierung vorbei. Immer erst 200 bis 300 Meter dahinter fand ich ein nächstes Schild.
Bergauf und bergab ging es so an Breit und Büdlich vorbei bzw. durch die Dörfer durch bis zur Schneidermühle. Dann sollten es noch zwölf Kilometer bis nach Fell sein.
Nach der Überquerung der A1 und der K85 kam laut Landkarte der letzte Wald für diesen Tag, dieser hatte es jedoch in sich. Es ging nur bergab. Der Waldboden war nur Schlamm und darüber ca. 30cm Laub, sodass ich bei einigen Schritten fast bis zum Knie darin versank. Irgendwann schleppte ich dann ca. ein Kilogramm Dreck mit mir herum.
Im Tal angekommen, ging es noch drei Kilometer auf einen Schotterweg nach Fell, das allerdings bei schönstem Sonnenschein.
Durch die Verlegung des Weges und die paar Mal verlaufen, durch die nicht markierten Wegkreuzungen hatte ich am Ende des Tages ca. 38 km in den Beinen und nicht wie geplant 34.
Gegen halb sechs Uhr kam ich dann schließlich im Gasthaus in Fell an, nach ca. 8,5 Stunden fast ohne Pause wandern und das bei den vielen Höhenmetern heute (ca. 1400 Höhenmeter)
Bei einigen Bieren am Abend machte ich dann auch die erste Planung für die ersten Tage in Frankreich.
Tag 7 – 24.03.2014 – Trier (14km)
Hinter Fell ging es zunächst erst noch einmal richtig schön bergauf. Später an Mertersdorf vorbei bergab nach Reumers und letztlich auf einem Radweg nach Trier. Hier lief ich an der Porta Nigra vorbei zum Hauptmarkt und dann weiter zum Dom. In der Dominformation schräg gegenüber bekam ich einen Stempel. Nun waren es auch nur noch einige Meter bis zu meiner Übernachtungsmöglichkeit, dem Jugendgästehaus Kolpinghaus Warsberger Hof.
Am späten Abend schüttete es dann noch mal richtig runter.
Als ich mich am sehr späten Abend zu Bett begab, dachte ich noch kurz über die vergangenen Tage in Deutschland und über die mir bevorstehenden Tage, in denen ich Frankreich erreichen sollte, (theoretisch in zwei Tagen) nach.