Tag 1 – 01.03.2018 – Orlamünde (24km)
Im Vergleich zu einem normalen Arbeitstag piepte mein Wecker nicht wirklich anders, halb sieben Uhr morgens.
So wie fast jeden Morgen der vergangenen Jahre machte ich mich nach dem Gang ins Bad auf den Weg zum Bäcker. Ich kaufte das letzte Mal Brötchen für den Weg, verabschiedete mich für die bevorstehenden fünf Monate und ging wieder zurück in meine Wohnung. Mit einer Tasse Milch und einem abschießenden Kontrollgang durch die kleine 32m² Bude läutete ich den Aufbruch ein. Zehn vor acht, ich schlüpfte in die Wanderschuhe, schloss die Tür zu und blickte ein letztes Mal in den Briefkasten. Dann … endlich, meine Reise ging los. Das Gebäude mit der Hausnummer 7 entfernte sich immer weiter von mir, oder entfernte ich mich immer weiter von dem Gebäude.
Vorbei am Paradies-Bahnhof, durch das Paradies (Stadtpark) hindurch zum Stadtteil Göschwitz. Göschwitz ist das Industriegebiet Jenas und für einen Wanderer nicht der schönste Anblick. Nach einer guten Stunde verließ ich Jena und kam auf einen Feldweg über Oelknitz nach Jägersdorf wo ich mir eine kleine Pause gönnte. Seht lange hielt ich es aber ohne Bewegung nicht aus, es war einfach zu kalt.
Fast nur auf irgendwelchen Feldwegen ging es etwa acht Kilometer bis nach Kahla. Eine kleine Stadt, welche ich seit vielen Jahren immer wieder mit dem Zug passierte, aber noch nie zu Fuß durchschritten habe bzw. überhaupt mal länger als einige Minuten dort gewesen war. Der erste Eindruck: alt und mehr oder weniger sanierungsbedürftig.
Lange hielt ich mich hier nicht auf. Ich machte mich auf die Suche nach einem netten Café oder ähnlichen. Nach erfolgloser Suche lief ich einfach weiter.
Hinter Kahla führte mein Weg recht steil aufwärts in einen Wald nach Großeutersdorf. Dort wieder runter und der letzte kurze Wegabschnitt für den ersten Tag stand schon bevor, ein Feldweg nach Orlamünde.
Ein älteres Paar mit Ihrem Hund kam mir entgegen. Der Kleine blieb immer wieder stehen und schaute auf den Kerl der Ihm da entgegen lief. Beim Vorbeilaufen beschnupperte er mich instinktiv. Mehr als ein gegenseitiges „Hallo“ und ein „der tut nichts“ von Ihrer Seite wurde nicht gewechselt. Wahrscheinlich wunderten sich nicht nur der Hund, sondern auch die Beiden, was denn ein Wanderer mit mittleren Gepäck bei diesem kalten Wetter und um diese Jahreszeit im Saaletal macht.
Gute zwei Kilometer später stand ich auch schon am Bahnhof am Gleis eins und wartete auf dem Zug, mit welchem ich nach Rudolstadt fuhr. Dort angekommen hatte ich noch etwas Zeit, bis mich meine Mutter abholte und so genoss ich einen Kaffee und ein Stück Kuchen. Mit dem Auto fuhren wir schließlich nach Teichröda in mein Elternhaus.
Das war der erste Tag meiner Reise, die ersten 24 Kilometer, die ersten hinterlassenen Spuren im Schnee.
Tag 2 – 02.03.2018 – Teichröda (22km)
Ende 2017 sagte mein Vater mal so ganz nebenbei zu mir, dass er am zweiten Tag auch mitkommen würde. So kam es auch. Mutti fuhr uns drei nach Orlamünde zurück, dort wo ich am Tag vorher den ersten Tag beendete, denn es sollte eine lückenlose Wanderung werden.
Wieso drei? Ganz einfach Vati, Ich und mein fast zwei Meter langer Wanderstab aus Haselnuss. Der war ab diesen Tag immer bei mir.
Ein verschneiter Kopfsteinpflasterweg führte ins Oberdorf von Orlamünde. Von dort aus liefen wir fast nur noch im Wald. Auf den verschneiten Wegen kamen wir vorbei an Schmieden und Engerda und gegen Mittag machten wir kurz hinter Großkochberg die zweite und letzte kleine Pause. Anschließend ging es, wie sollte es anders, durch einen Wald leicht abwärts und über die Hohe Straße nach Teichröda.
Am frühen Nachmittag, 14 Uhr, war Schluss. Als uns die Tür geöffnet wurde, kam gleich die Bemerkung „Wo kommt Ihr denn schon her?“. Mir kam es gar nicht so früh vor, denn gut 22 Kilometer in knapp über fünf Stunden ist eigentlich ein guter Schnitt.
Meine Aussage zum zweiten Tag:
Danke Papa 🙂
Tag 3 – 03.03.2018 – Teichröda
Der erste freie Tag.
Mein gepackter Rucksack stand schon seit einiger Zeit bei meinen Eltern. Dieser wurde noch zweimal komplett aus und wieder eingepackt, immer mit dem Hintergedanken „Was könnte man noch zu Hause lassen bzw. wo könnte man noch was an Gewicht sparen.“
Späten Nachmittag fuhr die ganze Familie (meine Schwester, meine Eltern und ich) zum Diafestival nach Bad Blankenburg und schauen uns dort noch zwei Reise-Vorträge an.
Den letzten freien Tag vor einem recht großen Stück genoss ich richtig, den nächsten Ruhetag sollte es planmäßig erst am Bodensee geben.